Wie sicher ist die Einlagensicherung?

Spätestens nach der Bankenpleite der Commerzialbank fragen sich viele in Österreich: Ist das Geld auf meiner Bank sicher? Wie viel meiner Spar-Einlagen ist wirklich garantiert? Und was passiert bei einer noch größeren Bankeninsolvenz? Wie schnell komme ich zu meinem Geld?

Eckpunkte der Einlagensicherung

  • € 100.000 pro Bank pro Person
  • Ausnahmen bis € 500.000
  • 2 Haftungsgesellschaften (Sparkassen bzw. alle anderen)
  • Nur max. 1,5 von ca. 200 Mrd. Euro im Fonds (< 1 %)
  • Banken müssen nachschießen – schaffen sie das?

Ist mein Geld auf der Bank sicher?

fynup So sicher ist die Einlagensicherung 1
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Sind die Einlagen wirklich gut gesichert?

Sollte eine Bank in Österreich einmal nicht mehr zahlungsfähig sein – wie zuletzt die Commerzialbank oder die Nachfolge-Gesellschaft der Meinl Bank – sind deine Einlagen nicht komplett verloren.

Zwar hast du eine Zeit lang keinen Zugriff auf dein Geld, aber zumindest ein Teil wird dir von Sicherungssystem ersetzt – die bislang auch gut funktioniert haben.

So funktioniert’s:

Im Insolvenzfall muss die zuständige Einlagensicherung innerhalb von 15 Arbeitstagen pro Person und pro Bank bis zu € 100.000 auszahlen.

Hat also jemand bei einer Bank ein Sparbuch mit einer Einlage von € 52.000 bekommt er das ganze Geld. Liegen am Sparbuch allerdings € 120.000 bekommt er davon nur € 100.000, der Rest ist verloren.

Ausnahmen bis € 500.000

In Ausnahmefällen sind auch größere Guthaben gesichert, wenn diese z.B. aus dem Verkauf einer Immobilie, einer Abfertigung, Erbschaft oder Pensionsauszahlung stammen – sofern der Geldfluss nicht länger als 12 Monate zurückliegt.

Doch Vorsicht: Dieser Punkt kann unter Umständen strittig werden, wie ein späteres aktuelles Praxisbeispiel zeigt.

Diese Einlagen sind gesichert:

  • Girokonten, Festgeld, Online-Konten
  • Sparbücher, Sparkonten, Kapitalsparbücher
  • Verrechnungskonten zu Wertpapier-Depots
  • Bausparverträge

Nicht betroffen:


Wertpapiere und Lebensversicherungen sind im Konkursfall einer Bank „Sondervermögen“ und fallen nicht in die Konkursmasse. Kurzfristig kann zwar der Zugriff auf die Wertpapiere verwehrt werden – wenn sie von der geschlossenen Bank verwahrt werden – später kannst du sie jedoch zu einer anderen Depot-Bank übertragen.

Bausparverträge werden mit einer von vier Bausparkassen abgeschlossen, die Bank ist meist nur Vermittler. D.h. die Bausparverträge laufen normal weiter – solange nicht die entsprechende Bausparkasse selbst von einem Konkurs betroffen ist. Und dann würde wieder die Einlagensicherung greifen.

Wie lange muss ich auf das Geld warten?

Gesetzlich sind die Einlagensicherungen dazu verpflichtet, innerhalb von 15 Arbeitstagen zu überweisen, ab 2024 müssen sie sogar innerhalb von 7 Arbeitstagen auszahlen.

Zu bedenken gilt: Du musst dazu ein Konto bei einer anderen Bank haben. Und du musst natürlich die Zeit von der Bankschließung über den Start der Abwicklung bis zur eigentlichen Auszahlung überbrücken.


Unser Tipp:

Leg dir auch ein Konto oder Sparbuch bei einer anderen Bank zu und verwahre für den Notfall einen kleinen Bargeld-Betrag sicher zu Hause. Denn wenn plötzlich deine Bankomatkarte im Supermarkt und an der Tankstelle nicht mehr funktioniert, brauchst du schnell eine Zwischenlösung.

Wer steckt dahinter?

Der Staat hat sich Schritt für Schritt aus der Haftung zurückgezogen und die Verantwortung für die Einlagensicherung gänzlich an die Banken übertragen. Sie haften gegenseitig und haben dazu zwei Haftungsgesellschaften. Zum einen die s Haftungs GmbH des Sparkassen-Sektors und zum anderen die ESA – die Einlagensicherung Austria Ges.m.b.H. – für alle anderen Banken.

Wie viel vom Geld ist besichert?

Von 200 Mrd. Einlagen müssen nur 0,8 % abgedeckt werden
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Nur ca. 0,8 % aller Einlagen sind abgedeckt

Alle abzudeckenden Einlagen aller Banken in Österreich zusammen werden auf rund € 200 Mrd. geschätzt. Bis 2024 müssen in die Haftungsfonds € 1,4 Mrd. eingezahlt werden. Das heißt im best-case kann die Einlagensicherung nur ca. 0,8 % der Einlagen abdecken.

Wie viel Geld liegt im Fonds?

fynup zeigt, wie viel Geld wirklich im Einlagensicherungs-Fonds der ESA liegt?
fynup
Der ESA-Fonds im Detail

Best-case deshalb, weil die Fonds noch nicht mit den € 1,5 Mrd. gefüllt sind – und direkt nach die jüngsten Bankenpleiten im November 2020 nur noch € 135 Millionen im ESA-Fonds lagen.

Allein im Zuge der Pleite der Regionalbank Commerzialbank Mattersburg hat die ESA aus ihrem Fonds rund € 490 Mio. ausbezahlt. Dazu kam noch das kleine Überbleibsel der ehemaligen Meinl Bank – die Anglo Austrian Bank AAB – mit nochmal € 50 Mio.

Wer ist verpflichtet, nachzuschießen?

In erster Linie sind die jeweiligen Banken verpflichtet, ihre Haftungsgesellschaft mit Kapital auszustatten. Sie zahlen in den Fonds und müssen entsprechend Gelder nachschießen, wenn in ihrem Sektor größere Pleiten auftreten und der Fonds zusätzliche Mittel braucht.



Und wenn eine größere Bank Pleite geht?

Der Chef der ESA ist nach dem turbulenten Jahr 2020 natürlich bemüht, zu beruhigen. Die dahinterstehenden Banken sind verpflichtet, innerhalb kürzester Zeit die benötigten Gelder zur Verfügung zu stellen. In einem größeren Sicherungsfall würde der Fonds ohnehin nicht ausreichen, die Banken müssten zuschießen, erklärt ESA-Geschäftsführer Stefan Tacke Ende 2020 in einem Interview mit FONDS professionell.

Führt man sich noch einmal die Dimensionen und Verhältnisse vor Augen – die die Tortengrafik von oben gut verdeutlicht – ist wohl damit zu rechnen, dass bei einem sehr großen Sicherungsfall wohl doch wieder der Staat eingreifen wird.

Ähnlich wie in der Finanzkrise 2008 – Stichwort: unbeschränkte Garantien – wird im Ernstfall wohl letztlich der Steuerzahler die Haftung übernehmen müssen. Fraglich bleibt, wie viel Geld nach den riesigen Corona-Hilfen noch bleibt, und wie hoch dann die einzelnen Garantie-Summen wirklich ausfallen.

Wert von Garantien verstehen

Keine Angst: Es geht nicht darum, Panik zu schüren oder große Pleiten heraufzubeschwören. Ganz im Gegenteil: Wichtig ist, dass du weißt, was Garantien wirklich bedeuten.

Ähnlich, wie bei Veranlagungen im Deckungsstock, geht es darum, dass dir bewusst ist, wieviel dir eine Garantie tatsächlich bringt.

ESA mit Vorsicht zu genießen?

Ein besonders pikantes Beispiel aus der Praxis erschließt sich aus dem oben erwähnten Interview mit ESA-Chef Tacke. Wir erinnern uns an die Ausnahme-Regelung: Pensionsauszahlungen wären ja grundsätzlich bis € 500.000 besichert.

Angeblich gibt es bei der Commerzialbank auch mehrere Ausnahmefälle, die zumindest laut ESA rechtlich strittig sind. In einem Fall hat ein Kunde eine sechsstellige Pensionsauszahlung auf ein Sparbuch weiter überwiesen. Genau das interpretiert die ESA jetzt als bewusste Anlageentscheidung, daher wären nur € 100.000 geschützt.

Die Frage sei erlaubt: Wer würde nicht eine sechsstellige Summe auf seinem Sparbuch „zwischenparken“ – bevor er eine tatsächliche Anlageentscheidung trifft? Hättest du soviel Geld am Girokonto liegen gelassen?

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Die € 100.000 Euro gelten pro Person, aber auch pro Bank. Das heißt, wenn etwa zwei Banken gleichzeitig in Konkurs gehen sollten und du bei einer 70.000 und bei der anderen 40.000 Euro liegen hast, bekommst du trotzdem € 110.000 von der Einlagensicherung. 

Aber Vorsicht: Manche Banken sind gar keine eigenständigen Bankinstitute, sondern nur Markennamen von anderen Banken. In diesem Fall greift die Regelung nicht und du würdest trotzdem nur € 100.000 bekommen.

Fazit: Sicherung verstehen

  • € 100.000 pro Person pro Bank
  • Rechtliche Regeln bei Ausnahmen beachten
  • 2. Konto bei 2. Bank empfehlenswert
  • Kleinen Bargeld-Betrag zuhause
  • Dimensionen vergewissern

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