Fondspolizzen richtig vergleichen
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Ein Vergleich zum besseren Verständnis
In diesem Video zeigen wir anhand eines Vergleiches, warum es wichtig ist, immer mit allen Kosten zu vergleichen:
Wie würdest du ein Angebot einer Mietwohnung beurteilen, wenn die Miete für die Wohnung vergleichsweise günstig angeboten wird, du aber erfährst, dass der Vermieter 50 % Provisionen aus den Betriebskosten bekommt und damit die Gesamtkosten aus Miete und Betriebskosten wesentlich höher sind als vergleichbare?
Rechnen wir das in einem Beispiel durch
- Wohnung A: Die Miete ist mit 900 Euro vergleichsweise günstig, dafür sind die Betriebskosten mit 600 Euro sehr hoch, weil der Vermieter 50% davon als Provision bekommt. Der Vermieter verdient neben den 900 Euro Miete nochmals 300 Euro Provisionen aus den Betriebskosten, in Summe also 1.200 Euro. Du bezahlst zwar nur 900 Euro Miete, inkl. 600 Euro Betriebskosten aber in Summe 1.500 Euro.
- Wohnung B: Die Miete ist mit 1.000 Euro vergleichsweise teuer, dafür sind die Betriebskosten mit 300 Euro günstig, weil der Vermieter keine Provisionen daraus bekommt. Der Vermieter verdient also "nur" 1.000 Euro Miete. Du bezahlst an den Mieter 1.000 Euro Miete und 300 Euro Betriebskosten, in Summe also 1.300 Euro.
Das System der Wohnung B ist fairer, transparenter und günstiger. Wenn du nur auf den Mietpreis achtest, würdest du dich für Wohnung A entscheiden und unterm Strich, ohne es zu wissen, zu viel zahlen. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist immer mit allen Kosten zu rechnen, vor allem wenn Provisionen fließen.
Unvollständige Kosten: Irreführende Vergleiche
Die meisten Angebote von Fondspolizzen haben leider genau das Muster des Vermieters A. Versicherungen bekommen neben den direkt verrechneten Kosten zusätzlich Provisionen aus den Fondskosten, welche Kick-Backs genannt werden.
Es gibt aber auch wenige Anbieter wie Vermieter B, welche günstige Kosten haben und transparente ETFs, Indexfonds oder Clean-Shares ohne Provisionen anbieten.
Daher ist bei Fondspolizzen - wie bei Mietwohnungen - nur ein Vergleich mit ALLEN Kosten vollständig und zielführend.
Modellrechnung nach § 3 LV-InfoV unvollständig
In der Modellrechnung nach § 3 LV-InfoV (Lebensversicherungs-Info-Verordnung), welche in Angeboten der Versicherungen meist über mehrere Seiten dargestellt werden, sind die wesentlichen Fondskosten (leider) nicht berücksichtigt.
Daher ist diese Berechnungsmethode unvollständig und kann für Vergleiche irreführend sein, vor allem auch deshalb, weil Versicherungen Provisionen (Kick-Backs) aus den Fondskosten erhalten.
Gründe und Auswirkungen
- Bei einer angenommenen Wertentwicklung von 6 % und Fondskosten von 2 % muss am Kapitalmarkt eine Rendite von 8 % erreicht werden. Mit der Nettowertmethode kann es daher zu überhöhten Rendite-Annahmen kommen.
- Versicherungen erhalten aus Fondskosten von Publikumsfonds (Retail-Tranchen) Provisionen von bis zu 1,3 %, sogenannte Kick-Backs. Alleine aus diesem Umstand heraus ist es zwingend, dass Fondskosten berücksichtigt werden.
- Es gibt auch wenige Anbieter, welche auf Provisionen aus Fondskosten verzichten indem sie ETFs, Indexfonds oder Clean-Shares (Institutionelle Tranchen) anbieten. Vergleichst du Angebote von teureren Publikumsfonds mit Angeboten von günstigen ETFs oder Clean-Shares, erhältst du irreführende Ergebnisse!
Interessant: Andere Länder rechnen vollständig, auch in Deutschland wird üblich mit ALLEN Kosten, der sogenannten Bruttowertmethode (All-in) gerechnet. Österreich ist hier offensichtlich noch nicht so weit.
Kostenvergleich mit 0 % Performance nicht richtig
Wir hören und lesen immer wieder die Behauptung, dass Konsument*innen die Gesamtkosten mit den Angaben nach § 3 LV-InfoV errechnen können, indem sie einfach von der Prämiensumme die Rückkaufwerte bei 0 % Performance subtrahieren.
Diese Aussage ist aus folgenden 2 Gründen falsch: Den ersten Grund haben wir oben unter "Vergleich zum besseren Verständnis" und "Unvollständige Kosten: Irreführende Vergleiche" ausführlich beschrieben.
Zweitens haben Produkte unterschiedliche Kosten mit unterschiedlichen Bezugspunkten: Manche Produkte haben höhere Kosten bezogen auf die eingezahlten Prämien, manche haben höhere Kosten bezogen auf das Fondsvermögen, wieder andere haben Fixkosten und andere nicht. Das alles führt dazu, dass Vergleiche mit 0 % Performance nicht zum selben Ergebnis führen, als wenn man mit der jeweiligen Ziel-Rendite (Performance) vergleicht.
Lösungen
Du hast 2 Möglichkeiten, wie du die Gesamtkosten einer Fondspolizze erkennen kannst:
- Im Angebot der Versicherung unter Zinsminderung gemäß § 2 Abs. 5 LV-InfoV: Die meisten Angebote berücksichtigen hier ALLE Kosten. ACHTUNG: Es gibt aber auch Anbieter, die auch hier die Fondskosten NICHT berechnen, siehe unten. Weitere Einschränkung: Der Wert zeigt nur die Gesamtkosten zum Ablauf. Die Kostenverteilung und den damit verbundenen Verlauf siehst du nicht.
- All-in Gewinn-Verlust-Rechnung von fynup: In der Gewinn-Verlust-Grafik siehst du immer alle Kosten auf einen Blick und erkennst die Auswirkungen der Kosten im Verlauf der Jahre.
1. Zinsminderung gemäß § 2 Abs. 5 LV-InfoV
Unter Zinsminderung gemäß § 2 Abs. 5 LV-InfoV werden meist (NICHT IMMER) alle Kosten angegeben. Eine Zinsminderung von 3,78 % bedeutet, dass von einer am Markt (Aktien, Anleihen, ..) erwirtschafteten Rendite von angenommen 6 % netto nur 2,22 % bei dir ankommen.
ACHTUNG: Wenn die Zinsminderung weniger als 1,5 % beträgt, deutet dies darauf hin, dass Fondskosten NICHT berücksichtigt wurden. In diesem Fall musst du die Fondskosten zur Zinsminderung addieren.
Bei provisionsfreie Fondspolizzen ist die Zinsminderung meist auch geringer als 1,5 %. Diese günstigen Verträge bietet aber neben fynup kaum jemand an und du kannst das auch gleich erkennen, indem du für Beratung und Vermittlung ein Honorar zahlst.
Die Angaben "angenommene Wertentwicklung" und "effektive Wertentwicklung" kannst du ignorieren. Beide geben keinen Hinweis auf die Gesamtkosten und verwirren mehr als sie zur Verständlichkeit der Gesamtkosten beitragen.
Wie oben bereits erwähnt, erhältst du mit der Zinsminderung zwar (meist!?) eine genaue Aussage zu den Gesamtkosten zum Ablauf des Vertrages, du siehst aber nicht den Verlauf und der damit verbundenen die Kostenverteilung. Diese Information erhältst du nur mit der All-in Gewinn-Verlust-Grafik von fynup.
2. All-in Gewinn-Verlust-Rechnung von fynup
- Laufzeit 30 Jahre
- Einzahlung € 150,00 monatlich
- Keine Einmalzahlung
Die All-in Gewinn-Verlust-Grafik zeigt die Zinsminderung in 5 Jahresschritten (Differenz der Marktrendite links oben zur Nettorendite in den farbigen Linien):
- Blau: Von 6 % Marktrendite bleiben am Ende 4,52 % netto, Zinsminderung 1,48 %.
- Rot: Von 6 % Marktrendite bleiben am Ende 2,52 % netto, Zinsminderung 3,48 %.
Zusätzlich siehst du die Auswirkung in Euro:
- Blau: Bei 6 % Marktrendite beträgt der Gewinn am Ende rd. 60.000 Euro.
- Rot: Bei 6 % Marktrendite beträgt der Gewinn am Ende rd. 26.000 Euro.
Zusätzlich siehst du den Verlauf durch unterschiedliche Kostenverteilung:
- Blau: Gleichmäßige Kostenverteilung
- Rot: Hohe Kosten zu Beginn: Trotz 6 % Marktrendite bist du nach 5 Jahren über 40 % im Minus, es dauert 15 Jahre bis du aus dem Verlustbereich kommst.
Zu den Berechnungen:
- Blau: Provisionsfreie Fondspolizze (Doppel-Nettopolizze). Zur Berechnung.
- Rot: Fondspolizze mit Provision (Zillmerung). Zur Berechnung.
Tipp: Unter Geldanlage prüfen findest du nahezu alle Produkte die du prüfen und vergleichen kannst. Solltest du (d)ein Produkt nicht finden, schreib uns an office@fynup.at.
Wenn du es genau wissen und zur Verbesserung beitragen möchtest
Wenn du interessiert bist, tief in die Materie einzutauchen, lies unsere
"Analyse der Informationen gemäß LV-Info-V und BIB inklusive Lösungsvorschläge"
Falls du dazu ein Feedback für uns hast, schreib uns an office@fynup.at. Wir treten gemeinsam mit Konsumentenschutz-Organisationen seit Jahren für mehr Transparenz in der Geldanlage-Beratung ein. Wir sammeln Kommentare von Konsument*innen und legen diese den Aufsichtsbehörden und den politischen Vertretern (Ministerien) vor. Jeder Beitrag hilft. Danke vorab dafür.
Fazit: Vergleiche immer mit allen Kosten
Die Finanzindustrie hat kein Interesse daran, dass du weniger Kosten bezahlst. Denn weniger Kosten für dich, bedeutet weniger Gewinn für die "anderen".
Es liegt nicht daran, ob man die Höhe und Auswirkung der Kosten verständlich darstellen kann, sondern ob man das will. Es liegt also an dir, dass du dich um Produkte mit geringen Kosten kümmerst. Und bedenke: Steuern sind auch Kosten.
"Unser System der Finanzintermädiation hat all jene enorm reich gemacht, die das Kapital anderer verwalten. Ihre Interessen dürften sich in absehbarer Zeit kaum ändern. Anleger müssen sich um Ihre eigenen Belange kümmern." John Bogle