Prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge (PZV)
- Man konnte fast nicht "Nein" sagen (Utopische Erwartungen)
- Ernüchternde Realität (6 Gründe)
- Das kannst du jetzt tun
Man konnte fast nicht „Nein” sagen.
Die Angebote klangen einfach zu gut: Keine Kapitalertragsteuer, staatliche Prämie plus volle Kapitalgarantie bei einem ertrag-versprechenden Anteil von 40 % Aktien.
Dazu noch zusätzliche Garantie-Versprechen oder in Aussicht gestellte Bonus-Zahlungen – viele konnten dieser Privat-Pension nicht widerstehen.
Doch die Prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge war zum Teil utopisch-optimistisch angelegt. Die Schwächen lassen sich zwar bereits aus den Vertragsbedingungen herauslesen, doch in den Werbeprospekten wurden natürlich lediglich die positiven Aspekte beleuchtet.
Die genauen Analysen hunderter PZV-Verträge, die fynup und dem VKI durchgeführt hat, zeichnen heute ein anderes, realistischeres Bild.
Utopische Rendite-Erwartungen
- Laufzeit 30 Jahre
- Einzahlung € 100,00 monatlich
- Keine Einmalzahlung
Diese fynup Grafik zeigt die Angebots-Modellrechnungen aus den ersten Jahren der Produkteinführung ab 2003. Es wurden hohe Renditen zwischen 4 % (gelbe Linie) und 7 % (blaue Linie) in Aussicht gestellt.
Mehr als optimistisch: Neben den viel zu hohen Rendite-Erwartungen wurden häufig auch noch utopisch hohe Bonuszahlungen in Aussicht gestellt, wodurch jede vernünftige Alternative in den Schatten gestellt wurde.
Wie weit selbst die 4 % von der Realität entfernt sind und auf welchen unglaublichen Grundlagen die Modellrechnungen der Produktanbieter aufgebaut wurden, zeigen die vielen Analysen.
Ernüchternde Realität
- Laufzeit 20 Jahre
- Einzahlung € 100,00 monatlich
- Keine Einmalzahlung
- 0,42% Ø Marktrendite bis 31.10.2024
Blickt man auf die jährlichen Wertstands-Nachrichten, ergibt sich ein völlig anderes Bild: Beim Großteil aller Verträge liegt der Rückkaufwert auch nach 20 Jahren lediglich meist nur geringfügig über den Einzahlungen, wie hier in der roten Linie.
Angesichts der stark steigenden Inflation seit 2022 (graue Fläche) errechnet sich ein ordentlicher Realwert-Verlust. Die Gewinne müssten auf Höhe der grauen Fläche liegen, damit der Wert der Einzahlungen real erhalten geblieben wäre.
Sparer*innen sollten den Wert der Garantie in Frage stellen, da nur Prämien plus Förderung garantiert werden, aber nicht der Inflationsverlust.
Und Achtung: Garantien gelten nicht jederzeit und vor allem häufig nicht bei einmaligen Kapitalauszahlungen! Bei einem Rückkauf wird 50 % der Förderung abgezogen und eventuelle Gewinne sind KEST Pflichtig.
6 Gründe für die Ernüchterung:
1. Intransparente und hohe Kosten
Die Intransparenz rührt daher, dass (teils enorm hohe) Fonds-Kosten und/oder Zusatzkosten für Garantien in den Modellrechnungen nicht berücksichtigt werden.
Diese gängige Praxis führt bei Konsumenten zu unliebsamen Überraschungen, denn diese Kosten müssen trotzdem bezahlt werden. Diese Ungerechtigkeit ist mit ein Grund, warum das Team von fynup die spezielle All-in Berechnung entwickelt hat, die immer alle Kosten zeigt.
Die Analysen von fynup zeigen, dass in der PZV im Schnitt 50 % - teilweise bis zu 95 % - der Rendite wegen Kosten verloren gehen.
2. Falsch verstandene Prämie
Darüber hinaus wurde auch noch groß die staatliche Förderung von 9,5 % ausgelobt. Im Namen steckt schon, was viele überhört haben: Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge. Die 9,5 % Förderung gab es nur auf die Prämie, es waren keine Zinsen. Gab und waren, weil die staatliche Förderung in der Höhe nicht garantiert ist – inzwischen beträgt sie nur noch 4,25 % der Prämie. Was bedeutet das bei einer Laufzeit von 30 Jahren in Zinsen umgerechnet?
- 9,5 % Förderung entspricht einem Zins von 0,6 %
- 4,25 % Förderung entspricht einem Zins von 0,3 %
Willst du statt der lebenslangen Rentenzahlung am Ende das Geld auf einmal ausbezahlt, musst du auch noch die Hälfte der staatlichen Prämienförderung zurückzahlen, es bleiben am Ende nur mehr rund 0,15 %
3. Aktienquoten reduziert
- Laufzeit 45 Jahre
- Einzahlung € 150,00 monatlich
- Keine Einmalzahlung
- Blau ein gobaler Aktienfonds in einer provisionsfreien Fondspolizze.
- Gelb ein guter Anleihefonds
- Rot ein täglich fälliges Sparbuch
Aktienfonds erwirtschafteten in der Vergangenheit langfristig Markt-Renditen von rund 8 % p.a. - Nur schade, dass Konsument*innen davon bei den PZV-Verträgen nicht profitieren.
Aktive Aktien-Quote meist unter 10 %
Was steckt hinter dem Wohlfühlbegriff „Abgesicherte Aktien”?
Es scheint positiv, bringt dir aber nicht mehr – im wahrsten Sinne. Dieser Anteil der Aktien wurde „leer verkauft”. Das bedeutet: Die Aktien werden zu einem bereits festgelegten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft verkauft. Dadurch hast du zwar kein Risiko an künftigen Kursverlusten, hast aber auch nichts von künftigen Kursgewinnen.
Es handelt sich um eine de facto Reduktion der Aktienquote.
Garantie UND hohe Renditen waren noch nie möglich
Jeder will Garantie und Sicherheit bei gleichzeitig hohen Renditen – das ist aber nicht möglich. Versprochen wird es trotzdem. Diese Versprechen führen wiederum zu seltsamen Konstruktions-Versuchen, die meist mehr schaden, als sie bringen.
Die 7 Erkenntnisse zur erfolgreichen Geldanlage verdeutlichen, dass du mit Aktien im langjährigen Schnitt mit rund 7 % Rendite rechnen kannst. Unzählige Berechnungen zeigen: wenn du mit deiner langfristigen Veranlagung die Inflation schlagen willst, brauchst du beim derzeitigen Zinsmarkt einen nennenswerten Aktienanteil in deinem Mix. Die 40 % wären also nicht schlecht.
Was passierte aber in der PZV? Bei Aktien muss man immer mit größeren Schwankungen rechnen. Die gleichzeitig versprochene Kapitalgarantie ließ sich buchhaltärisch immer schwerer abbilden. Spätestens in der Finanzkrise 2008 reduzierten daher viele Produktanbieter die Aktienquoten auf bis zu 0 %.
Wie das rechtlich möglich ist, bei einer im Produkt definierten Aktien-Quote von 40 % ist noch nicht final geklärt. Die Erklärungen in den Jahresmitteilungen sind jedenfalls sehr kreativ: Man spricht unter anderem von einer „aktiven Aktienquote” oder „abgesicherten Aktien”.
Als Konsument bis du eher passiv zum Zuschauen verdammt, die in Aussicht gestellten Erträge aus Aktien können so nicht realisiert werden.
4. Konstruktionsfehler Streuung
Diese an die Weltkarte angelehnte Grafik der Marktkapitalisierung nach Ländern macht deutlich, dass österreichische Aktien nur einen geringen Anteil haben – auf der Karte sind die 0,2 % gar nicht auszumachen.
Trotzdem wurde vom Gesetzgeber vorgeschrieben, dass der Aktienanteil überwiegend in österreichische Unternehmen investiert werden muss. Offenbar wollte die Regierung damals zusätzlich die heimische Börse fördern.
Das widerspricht dem wesentlichen Investment-Grundsatz der breiten Streuung. Das bedeutet, wenn man in möglichst viele Unternehmen aller Branchen aus vielen verschiedenen Ländern investiert, können Risiken minimiert und Rendite-Chancen erhöht werden.
Beispielsweise kann durch diese Vorgabe in führende Technologie-Unternehmen, wie Apple, Google und Tesla oder auch bekannte Pharma-Unternehmen wie Bayer und Novartis gar nicht investiert werden.
5. Vom Steuer-Vorteil zum Nachteil
Bei der PZV wird mit Steuervorteilen und Prämienbegünstigungen geworben: Keine Versicherungssteuer, keine KEST und Förderung der Prämien mit aktuell 4,25%. Das bekommst du aber nur bei widmungsgemäßer Verwendung, in der Regel bei Auszahlung der Gelder in Form einer lebenslangen Rente.
Entschiedest du dich aber für eine einmalige Kapitalauszahlung, werden die Gewinne mit 27,5% KEST besteuert und 50% der Förderungen müssen zurückgezahlt werden. Damit wird die PZV bei entsprechenden Erträgen höher besteuert als z.B. Fondsgebundene Lebensversicherungen. Der Steuervorteil wird zum Nachteil.
Daher solltest du bereits beim Abschluss wissen, wie du die Ersparnisse aus diesem Vertrag verwendest. Bei den üblich langen Laufzeiten keine einfache Entscheidung.
6. Individuelle Besonderheiten
Zusätzlich zu diesen allgemeinen Schwächen, gibt es noch spezifische Besonderheiten, die nur bei einzelnen Anbietern bzw. Verträgen vorkommen. Die Analysen zeigen, dass fast jeder Einzelfall seine Eigenheiten hat. Wir empfehlen immer eine genaue Analyse deines konkreten PZV-Vertrages, bei der jeder Punkt genau beleuchtet wird.
Unter Umständen erwarten dich:
- Physische Aktienquote (30 %) und aktive Aktienquote (1 %)
- Lebenszyklusmodell mit sinkender Aktienquote
- Nicht garantierter Treuebonus, der bereits um 2/3 gesenkt wurde
- Kaptitalgarantie nur bei Rente oder Kapitalentnahme in gesetzliche Rente
- Zwischengarantien nach 10 oder 15 Jahren
- Nochmalige Abschlusskosten während der Laufzeit bei Sicherung der Rententafel
Ist deine PZV auch betroffen?
Das kannst du jetzt tun
Du kannst mit der Software von fynup dein Produkt kostenfrei selber prüfen. Solltest du dein Produkt nicht finden, schreib uns an office@fynup.at.
Wenn du deinen Vertrag genau analysieren lassen möchtest, bieten wir dieses Service zu sehr geringen und transparenten Kosten. Die Prüfung mit fynup inkludiert konkrete Handlungsempfehlungen, wie z.B.:
- PZV behalten und Prämie weiterzahlen
- Indexierung (automatisierte Prämienerhöhungen) kündigen
- Prämienfrei stellen (Du beendest deine Zahlungen, das Geld bleibt im Vertrag)
- Vorzeitig kündigen (Rückkaufen) und mit einem anderem Produkt ansparen
Achtung: Manche Produkte haben spezielle Garantie-Zeitpunkte. Wenn du zu diesen Stichtagen kündigst, bekommst du eventuell mehr zurück, als an anderen Terminen.