Faktencheck: Mit Umweltzeichen zertifiziert
Wichtig: Kein Einzelfall
Disclaimer vorweg: Bereits mehrere nachhaltige Vorsorge-Produkte von verschiedenen Anbietern haben das Umweltzeichen erhalten – mit größtenteils ähnlichen Problematiken.
Exemplarisch verwenden wir als Rechenbeispiel für diesen Faktencheck das Produkt Green Protect der DONAU und beziehen uns auf die Veröffentlichung dazu im AssCompact.
Nachhaltig, aber ...
- Ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen
- Fonds tatsächlich nachhaltig
- Produkthülle mit hohen Kosten
- Höhere Kosten bringen nicht mehr Nachhaltigkeit
- Nachhaltiger geht günstiger
Fokus auf Nachhaltigkeit
Das Branchenmagazin AssCompact Österreich berichtet über die Auszeichnung der DONAU mit dem Österreichischen Umweltzeichen. Zertifiziert wurde das Produkt Green Protect – eine Fondsgebundene Lebensversicherung mit einer besonders nachhaltigen Fondsauswahl.
Im Artikel und im offiziellen Pressetext wird die Vorstandsdirektorin der DONAU Versicherung zitiert:
"Mit der fondsgebundenen Lebensversicherung Green Protect bieten wir die anerkannte Sicherheit, dass nachhaltige Kriterien erfüllt sind. Für unsere Kundinnen und Kunden eröffnet sich damit eine nachhaltige und attraktive Veranlagungsmöglichkeit mit dem Schutz einer Lebensversicherung."
Sehen wir uns zuerst die Nachhaltigkeit an, die ja explizit ausgezeichnet wurde.
Nachhaltige Fonds
Mit den grünen Blättern hinter dem jeweiligen Fonds kennzeichnen wir die Nachhaltigkeit nach Artikel 9 (zwei Blätter) bzw. Artikel 8 (1 Blatt) nach der Offenlegungsverordnung. Bei fynup verwenden wir zusätzlich noch ein zweites, strengeres Bewertungskriterium für die Nachhaltigkeit, den EDA-Score.
Wie beide Bewertungs-Systeme funktionieren, wo Vor- und Nachteile liegen und worauf man beim Trendthema Nachhaltigkeit aufpassen muss, kannst du hier genau nachlesen.
Prinzipiell kann man sagen: Drei Fonds erfüllen tatsächlich auch die höheren Vorgaben gemäß Artikel 9, die restlichen sind Artikel 8 Fonds – also alle nachhaltig. (Stand 01/23)
Alle Augen sind auf die Fonds gerichtet, die in einer Lebensversicherung stecken. Schauen wir uns auch das genauer an.
Teure Produkthülle
Die fynup Bewertung verdeutlicht auf einen Blick: Die Nachhaltigkeit ist auch nach den EDA-Kritierien sehr gut und im grünen Bereich. Doch die anderen Metriken sehen nicht so gut aus, besonders schlecht die Kosten-Steuer-Effizienz und die Produkthülle.
Kurz: Die Kosten sind im Marktvergleich sehr hoch. Es handelt sich bei Green Protect um eine gezillmerte Fondspolizze, d.h. die hohen Abschlusskosten für Vertriebsprovisionen werden in den ersten Jahren fällig.
Wie sich das auf den Ertrag der Konsument*innen auswirkt, verdeutlicht die nächste Grafik.
Hohe Verluste, weniger Ertrag
- Laufzeit 30 Jahre
- Einzahlung € 150,00 monatlich
- Keine Einmalzahlung
- Rot: Green Protect mit einem Mix aller ausgezeichneten Fonds: Nach fünf Jahren deutlich im Minus, du bist ganze 12 Jahre im nominellen Verlust, die Inflation schlägst du erst nach 20 Jahren.
- Blau: Eine provisionsfreie Fondspolizze (Vermittlungshonorar €300 eingerechnet) mit vergleichbare Fonds mit ähnlicher Nachhaltigkeit.
Der höhere Gewinn - bei gleichem Risiko - entsteht einzig durch geringere Kosten.
Geringe Flexibilität
Der Verlauf der roten Kurve (Green Protect) relativiert die im offiziellen Pressetext angepriesene Flexibilität. Gerade nach fünf Jahren ist man fast schon gezwungen, den Verlust „auszusitzen“. Schlecht, wenn man wider Erwarten doch auf das Geld zugreifen müsste.
Die Fonds sind richtig „nachhaltig“ – sogar nach der strengen fynup Bewertung – aber die teure Produkthülle macht die ganzen Bemühungen für die Kunden wieder zunichte. Man kann nicht wirklich von einer „attraktiven“ Veranlagungsmöglichkeit sprechen.
Faktencheck
„... nachhaltige und attraktive Veranlagungsmöglichkeit ...“
Edeltraud Fichtenbauer 23.01.2023 AssCompact Österreich
Faktencheck durch fynup:
Beim Umweltzeichen immer nachrechnen
Wie eingangs erwähnt ist dieses Produkt nur ein Beispiel für ein generelles Problem: Auch sehr gute und ausgezeichnete nachhaltige Fonds werden viel zu oft in teuren Produkthüllen verkauft. Konsument*innen, die mit ihrer Geldanlage Gutes tun wollen, zahlen drauf.
Das Bild zeigt übrigens die fynup Bewertungen von aktuellen heimischen Vorsorge-Produkten anderer Anbieter mit Umweltzeichen: Nachhaltigkeit top, die anderen Kriterien eher nicht so. Dabei gibt es von vielen Anbietern auch günstige Produkthüllen. Unsere Empfehlung: Immer nachrechnen – am besten vor der Unterschrift.
Transparenz-Hinweis: „Keine Bewertung“ bedeutet bei Nachhaltigkeit übrigens, dass hier zwar eine Einstufung nach Artikel 8 vorliegt, aber zu wenig Daten veröffentlicht wurden, um am strengeren EDA-Score teilnehmen zu können.
Weitreichende Folgen
Wir müssen in allen Bereichen auf mehr Nachhaltigkeit achten, die Bestrebungen im Finanzbereich in diese Richtung sind sehr zu begrüßen und zu unterstützen. Nicht jedoch um den Preis: Was bringt es Anleger*innen, wenn nur die Hälfte rausschaut?
Denn die höheren Kosten kommen nicht der Nachhaltigkeit zu Gute. Diese Kosten fließen in den Vertrieb für Verkaufs-Provisionen. Nachhaltig verkauft sich gut, es muss für alle fair bleiben.
Konsumentenschützer warnen und hier ist auch die Politik gefordert: Wenn wir in Österreich bei der Privaten Pensionsvorsorge weiterhin den Provisions-Vertrieb mit derart hohen Kosten dulden, ist die 3. Säule in Gefahr.
Viele merken erst nach Jahren, wenn sie die Auszüge überprüfen, dass sie weit weniger am Konto haben, als einbezahlt. Meist wenden sie sich frustriert ab und kündigen vorzeitig. Das muss nicht sein, denn es gibt längst Alternativen.
Die nachhaltige Alternative: Provisionsfrei
Es gibt wirklich gute nachhaltige Fonds, die gehören auch in eine nachhaltig günstige Produkthülle ohne Provisionen. Dann haben auch die Sparer:innen mehr davon, sie bleiben länger und überzeugter im Produkt und somit das Geld in den guten nachhaltigen Fonds.
Wer Geld halt, leistet sich deshalb schon längst eine Honorar-Beratung. Die geschickte Digitalisierung von fynup macht erstmals Honorar-Beratung leistbar für alle.
Fazit: Nachhaltig allein reicht nicht
- Gute Nachhaltigkeits-Bewertung wichtig
- Auszeichnungen mit Vorsicht genießen
- Immer mit allen Kosten rechnen
- Höhere Kosten bringen nicht mehr Nachhaltigkeit
- Provisionsfrei bleibt dir immer mehr
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